Öffentlicher Verkehr

Was ist öffentlicher Verkehr?

Der Begriff öffentlicher Verkehr (ÖV) bezeichnet jenen Teil des Verkehrs an Personen, der für jeden
Nutzer in einer Volkswirtschaft bzw. in der Bevölkerung zugänglich ist. Damit bildet der öffentliche
Verkehr das Gegenstück zum nichtöffentlichen Verkehr dar. Der Nichtöffentliche Verkehr wird
oftmals auch als Individualverkehr zusammengefasst, worunter der motorisierte Individualverkehr
(PKW, LKW, Motorrad) oder auch das Fahrrad fallen.

Merkmale öffentlichen Verkehrs sind:

Öffentlicher Verkehr, wie dieser von Kufstein mobil verstanden und gefördert wird, beinhaltet vor
allem Verkehrsmittel, die der Daseinsvorsorge dienen. Für die Kufstein mobil – Region bedeutet dies
vor allem die Verbesserung von Regional- und Stadtbussen und des Eisenbahnverkehrs sowie
unterschiedlicher Arten von Mikro-ÖV-Systemen (Rufbusse, On-Demand-Verkehr usw.).

Was sind Erfolgsfaktoren für funktionierenden öffentlichen Verkehr?

Attraktives Angebot & Mobilitätsgarantie

Ohne attraktives Angebot auch keine Nachfrage. Dies sollte ein Grundsatz bei der Planung von Angeboten im Öffentlichen Verkehr sein. Kaum jemand wird sich für den Umstieg auf den öffentlichen Verkehr, entscheiden, wenn dieser nicht alltagstauglich ist. Viel zu oft wird der öffentliche Verkehr als „Resteverwerter“ betrachtet und kann daher gar keine Alternative zum privaten KFZ darstellen. Der öffentliche Verkehr muss stärker auf die Lebenswirklichkeit der einzelnen Menschen angepasst und darauf abgestimmt werden. Buslinien, die nur in den Stoßzeiten und in unregelmäßigen Abständen verkehren, stellen kein alltagstaugliches Angebot dar.

Es braucht daher ein dichtes Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln, welches sich an der Lebensrealität der Menschen orientiert und garantiert, dass der Alltag ohne eigenes Auto zu bewerkstelligen ist. Das Angebot muss dabei in jedem Fall auf die räumlichen Strukturen abgestimmt sein, was je nach örtlichen Gegebenheiten den Einsatz von Regionalbussen, Expressbuslinien, Nachtbussen, Mikro-ÖV Systemen (On-Demand-Verkehr, Rufbussen usw.) oder auch den Neu- oder Ausbau von Eisenbahnlinien bedeuten kann. Es muss eine Garantie gegeben werden, dass der Alltag auch ohne privates Auto bestritten werden kann.

Barrierefreiheit

Öffentlicher Verkehr muss möglichst für alle Bevölkerungsgruppen leicht zugänglich sein. Dies bezieht sich zum einen auf die Bevölkerungsgruppe der Mobilitätseingeschränkten für die Fahrzeuge und Haltestellen möglichst barrierefrei ausgestaltet werden müssen (Niederflurfahrzeuge, ausreichend hohe Einstiegskanten bei Bushaltestellen, Blindenleitsysteme, Aufzüge usw.). Zum anderen dürfen die Barrieren für die Nutzung des öffentlichen Verkehrs auch für die breite Masse der Menschen nicht zu hoch sein. Hürden stellen hier vor allem komplizierte Fahrpläne und Tarifstrukturen sowie eine Vielzahl an unterschiedlichen Mobilitäts-Apps dar. Für viele Menschen ist allein die oftmals sehr komplizierte Gestaltung von Fahrkartenpreisen abschreckend genug, um sich nicht weiter mit dem Thema öffentlicher Verkehr auseinanderzusetzen. 

Es muss daher ein leicht verständliches, überschaubares und barrierefreies ÖV-System geschaffen werden, um die Nutzung des öffentlichen Verkehrs für den Großteil der Menschen so einfach wie möglich zu machen.

Erreichbarkeit & attraktive Haltestellen

Der Erreichbarkeit von Zielen (Arbeitsplätze, Ausbildungsstätten, Einzelhandel, Freizeitorten, Behörden usw.) mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommt eine große Bedeutung für das Funktionieren des öffentlichen Verkehrs zu. Wenn Ziele nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht werden können, dann ist es auch nicht verwunderlich das die Auslastung von öffentlichen Verkehrsmitteln gering bleibt. Oftmals ist es sogar so, dass bestehende Buslinien direkt an Wohn- oder Gewerbegebieten vorbeiführen, aber aufgrund des Fehlens von Bushaltestellen nicht anhalten können. Auch lässt die Ausstattung von Bushaltestellen vielerorts sehr zu wünschen übrig. Fehlende Sitzmöglichkeiten, Überdachung oder Beleuchtung kann für viele bereits der ausschlaggebende Grund für die Nicht-Nutzung des öffentlichen Verkehrs bedeuten. 

Daher bedarf es in den meisten Gemeinden einer grundlegenden Modernisierung und Neuplanung von Bushaltestellen. Neue Siedlungserweiterungsgebiete müssen noch vor dem ersten Spatenstich mit Infrastruktur für den öffentlichen Verkehr ausgestattet werden und alle Bereiche in denen Bushaltestellen fehlen mit Bushaltestellen nachgerüstet werden.

Raumordnung: Kompakte Siedlungsstrukturen

Der Raumordnung kommt für den Erfolg von öffentlichen Verkehrsmitteln eine zentrale Rolle zu, obwohl sie in ihrer Wirkung in den meisten Fällen unterschätzt wird. Zersiedelte Siedlungsstrukturen mit ausgedehnten Einfamilienhaussiedlungen sind mit öffentlichem Verkehr nur äußerst kostenintensiv und aufwendig zu erschließen, was der Grund ist warum in solchen Bereichen der öffentliche Verkehr gar nicht oder nur sehr rudimentär vorhanden ist. Auch ist es wenig Attraktiv, wenn bis zur nächsten Haltestelle viele hundert Meter zurückgelegt werden müssen. Diese Entwicklung entstand in den Jahrzehnten des ungebremsten Wachstums nach dem 2. Weltkrieg und bringt neben der schlechten Erschließbarkeit für den öffentlichen Verkehr viele weitere Nachteile, wie Dorfkernverödung, Landschaftszerschneidung oder Bodenversieglung. 

Um dieser Fehlentwicklung entgegenzuwirken, in den Siedlungsbereichen die Lebensqualität zu erhöhen und den öffentlichen Verkehr zu fördern, ist eine Orientierung der Raumordnung am Leitbild der kompakten Ortschaften notwendig. Wohnen, arbeiten, Versorgung, Bildungseinrichtungen und Freizeitangebote dürfen nicht mehr am Ortsrand entwickelt werden und die Erschließung und Erreichbarkeit durch den öffentlichen Verkehr muss zu einer Grundbedingung werden.

Flankierende Angebote

Selbst das beste Angebot im öffentlichen Verkehr wird kaum in der Lage sein, alle Eventualitäten und Mobilitätsbedürfnisse der Menschen abzudecken. Vor allem die „Letzte und erste Meile“, also der Weg von der Haltestelle zur Haustür, stellt oftmals eine große Hürde für die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln dar. Auch gibt es immer wieder Situationen, die die Benützung eines Autos unausweichlich werden lassen wie beispielsweise der Transport großer Gegenstände. 

Aus diesen Gründen müssen flankierende Angebote zum öffentlichen Verkehr geschaffen werden, die diesen ergänzen und den Alltag ohne privates Auto machbar werden lassen. Konkret bedeutet dies, dass Sharing-Systeme (Carsharing, Leihräder) zur Verfügung gestellt werden müssen. Gleichzeitig kommt auch der Ausbau der Fahrradinfrastruktur (Radabstellanlagen, Radwege usw.) an Haltestellen eine zentrale Rolle.

Schaffung von Anreizen

Während die eine Seite der Medaille aus dem Angebotsausbau des ÖV und der Anpassung der räumlichen Strukturen an den Öffentlichen Verkehr besteht, müssen andererseits auch negative Anreize geschaffen werden, um den öffentlichen Verkehr gegenüber dem Auto attraktiver zu machen. Wenn die Mobilitätswende gelingen soll, wird es daher unausweichlich werden den motorisierten Individualverkehr an den Kosten (Infrastruktur- & Umweltkosten) zu beteiligen, die dieser verursacht und die durch die gegenwärtigen Steuern und Abgaben nicht gedeckt werden. 

Hier können Elemente, wie die konsequente Bewirtschaftung von Parkplätzen, die Bemautung von Straßen, der Wegfall von Parkplätzen, die Besteuerung der Fahrzeuge nach Größe und Schadstoffausstoß oder eine Verteuerung fossiler Kraftstoffe stehen. Grundsätzlich müssen Flächen für Carsharingfahrzeuge, Fahrradwege und ÖV-Infrastrukturen ein Primat bei der Planung von Verkehrsflächen erfahren. Erst an letzter Stelle sollten die Bedürfnisse des motorisierten Individualverkehrs stehen.

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